40 Jahre sind noch lange nicht genug

Der Spielplatz Längmuur hat ein besonderes Jahr hinter sich. Er feierte seinen 40. Geburtstag und dies ausgiebig. Monatlich lud er Kinder, Betreuungspersonen sowie Freunde und Freundinnen des Spielplatzes zu Jubiläumsaktivitäten ein.
1973 war ein geschichtsträchtiges Jahr: Der Vietnamkrieg wurde offiziell beendet, US-Präsident Richard Nixon wurde in die Watergate-Affäre verwickelt, erstmals wurde mit einem Mobiltelefon telefoniert und in Norwegen wurde Kronprinz Haakon geboren. Unbeachtet von der Weltpresse, aber nicht mindert engagiert, schrieben in Bern ein paar Eltern ebenfalls Geschichte: Sie gründeten einen Verein und mit dem Spielplatz Längmuur den ersten Abenteuerspielplatz in der Stadt Bern.
Vieles hat sich seither verändert, in der Welt und auf dem Längmuur, vieles ist zumindest auf dem Spielplatz aber auch gleich geblieben. Immer noch stehen hier die Kinder im Zentrum. Ihnen wird Platz und Material geboten, um zu spielen, ihre Fantasie auszuleben, Freundschaften zu pflegen, um dreckig zu werden und ihre Grenzen zu erfahren und zu erweitern.
Die Spili-Mitarbeiterin Anna und ihr Teamkollege Tinu sowie wechselnde Zivildienstleistende und Praktikantinnen helfen den Kindern in der Werkstatt, beteiligen sich an der Lösungsfindung bei Streitigkeiten, kümmern sich um den Unterhalt der unkonventionellen Spielgeräte und bereiten Kindern und Eltern, Grosseltern oder anderen Betreuungspersonen ein Zvieri.

Sparmassnahmen bedroh(t)en den Längmuur

Die Idylle war in den vergangenen 40 Jahren aber wiederholt bedroht. In regelmässigen Abständen wurde die Unterstützung durch die Stadt wegen Sparbemühungen in Frage gestellt. Immer wieder schafften es aber das Team, der Vereinsvorstand und der riesige Freundeskreis des Spielplatzes, weitgehende Kürzungen abzuwenden. Entsprechend enthusiastisch wurde dieses Jahr das 40-jährige Jubiläum gefeiert.
Monat für Monat waren im Jubiläumskalender die feierlichen Aktivitäten verzeichnet. Es begann im Januar mit einem besinnlichen Märchennachmittag. Als Hexen, Tiger und Piraten feierten die Längmuurkinder im Februar die Fasnacht. Dabei wurden sie unterstützt von der Guggenmusik «panische Nüssli», die die Längmuur-Baracke jeweils zum Üben mietet. Im März war dann der feuerspeiende Drachen des Dachverbands offene Arbeit mit Kindern (DOK) – der dieses Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feiert – zu Besuch auf dem Spielplatz, um gemeinsam den Winter zu vertreiben. Weniger heiss, aber traditionell gemütlich ging es am Osterbrunch zu, an dem die Band «Pas in Amur» unter anderem mit den Mättelern Ruth und Res Margot talienisches Flair verbreitete. Die Jubiläen von Längmuur, DOK und anderen DOK-Einrichtungen wurden auch am Seifenkistenrennen gefeiert, wenn auch wie gewohnt die Kinder und ihre fantasievollen Rennboliden im Zentrum standen. In der Naturwerkstatt im Mai wurde der Längmuur von der Kreativwerkstatt des Zentrums Paul Klee beschenkt: Das Creaviva-Team bastelte für einmal auf dem Längmuur und aus Gewürzen entstanden schöne und wohlriechende Kunstwerke.
Der Höhepunkt des Jubiläumsjahrs war das zweitägige Sommerfest Ende Juni. Viel Spiel und Spass sowie Musik mit «Tomazobi», dem «Duo al volo», dem «Myria Poffet Trio» und «Vino Tinto» standen auf dem Programm. Nach einem zwar nicht gerade sommerlich warmen, aber zumindest trockenen Freitag, regnete es am Samstag stundenlang. Die kleinen Längmuurbesucherinnen und -besucher zeigten sich aber einmal mehr wetterfest und liessen sich nicht abschrecken: In der Tombola auf das grosse Glück hoffen, sich schminken lassen, sich an der Jubiläums-Kuchenlandschaft gütlich tun und das Theater der Putzfrau Luise liessen sich auch im Regen geniessen. Und schliesslich zeigte das Wetter doch noch ein Einsehen, so dass ab dem späteren Nachmittag auch die Erwachsenen die regendichten Unterstände verlassen und das Fest auf dem ganzen Gelände geniessen konnten.

Süssigkeiten-Buffet am Längmuurfest

Traditionelle Chilbi auch im 2013

Die Festlaune hielt denn auch in der zweiten Jahreshälfte an: Im August atmeten Betreuende und Kinder wieder eine Woche lang Zirkusluft, um zum Abschluss Verwandte und Bekannte mit einer berührenden Vorstellung zu verzaubern. Danach wurden die letzten warmen Sommertage in und an einem aufgestellten Pool verbracht. Dafür, dass das Jubiläumsjahr nicht nur Erinnerungen hinterlässt, sorgte unter anderem die Überraschungswoche im September. Kinder und Team erstellten einen neuen Turm, der auch den Kleinsten für einmal den Blick von oben herab ermöglicht. Um die zahlreichen Kinder an der Chilbi in Festlaune zu versetzen, braucht es erfahrungsgemäss kein Jubiläum – Karussell, Zuckerwatte und viele andere Attraktionen schafften dies auch diesen Herbst. Eher besinnlich wurden im November dann Räben geschnitzt und Konfitürengläser verziert, um bei einem gemeinsamen Umzug Licht in den grauen Herbst zu bringen und anschliessend bei einer wärmenden Suppe eine heisse Feuerschau zu bestaunen.
Gespannt sind die Kinder, ob der Samichlaus im Jubiläumsjahr auch eine besondere Überraschung im Gepäck hat. Als letzte Aktion des Jubiläumsjahrs steht am 14. Dezember ein gemeinsames Freiluft-Fonduessen auf dem Programm, bevor der Längmuur wieder für ein paar Monate in der Winterruhe versinken wird (und wer im Biologieunterricht aufgepasst hat, weiss, dass Winterruhe nicht gleich Winterschlaf ist: Jeden Dienstag öffnen Freiwillige aus dem Quartier die warme Baracke und bereiten ein Zvieri). Wie jedes Jahr wird vorher noch ein Hockeyfeld aufgestellt, damit es den Kindern im Winter nicht langweilig wird. Und im Frühling werden Spielplatz, Team und Besuchende hoffentlich ohne Festkater, dafür voller Motivation und Ideen ins 41. Jahr starten.
Nicole Steck, für den Vorstand des Vereins Längmuur

 


 Kein Seifenkistenrennen mehr?!

Zum Abschluss des Geburtstagsjahrs hat der Längmuur noch eine sehr unangenehme Überraschung bereitet bekommen. Aufgrund der Sparvorgaben der Stadt sollen im kommenden Jahr das gerade in unserem Quartier so beliebte Seifenkistenrennen sowie der Modi- und der Gieletag gestrichen werden. Der Verein Längmuur will das nicht einfach so akzeptieren und versucht mit allen Beteiligten eine Lösung zu finden, damit zumindest das Seifenkistenrennen als in seiner Art einzigartiger Grossanlass auch 2014 durchgeführt werden kann.