50 Jahre Malerei Hutmacher

Fabienne und Beat Hutmacher

Es ist ein stürmischer und dennoch sonniger Herbsttag, als ich mich auf den Weg zur Malerei Hutmacher an die Aarstrasse 76 in der Berner Matte mache. Vater Pesche «Hueti», der Gründer der Malerei, starb im August 2008. Marianne Hutmacher, die wesentlich zum Erfolg der Firma beitrug, ging Ende 2012 nach vielen Jahren in den wohlverdienten Ruhestand. Jetzt ist die nächste Generation am Zug: Sohn Beat und Fabienne.
Nun stehe ich doch tatsächlich zum ersten Mal in dem kleinen, praktisch eingerichteten Büro von Beat und Fabienne Hutmacher und bewundere den Ausblick. So einen Arbeitsplatz zu haben, dürfte für viele ein Traum sein. Das Licht der Sonne lässt die Aare und den Herbstwald noch schöner erscheinen. Die Begrüssung ist herzlich, nur der Hund bellt mich an, auch dieser ist bald wieder in seinem Körbchen und wir können in aller Ruhe unser Gespräch beginnen.
Fabienne, die gebürtige Romande, am 27.3.1965 im Zeichen des Widders geboren, wuchs in Zenauva, einem 80 Seelendorf in der Nähe von Fribourg auf. Sie lernte Beat, geboren am 9.12.1966 im Zeichen Schütze, 1987 bei der Arbeit kennen. «Ich bin froh ist Fabienne nach Bern gekommen, denn in diesem kleinen Dorf hätte ich sie wohl nie gefunden», meint er trocken und schaut seine Frau liebevoll an. «Ich muss ehrlich gestehen, ich habe noch nie etwas von diesem Ort gehört», wende ich erstaunt ein.
Die liebenswürdige Fabienne mit ihrem charmanten französischen Akzent sprudelt und ihre Augen leuchten, wenn sie über die Beziehung zu Beat spricht. Sie leben in Bern und haben zwei erwachsene Kinder.
Beat stieg nach seiner Lehre als Detailhandelsangestellter, Friedhofhilfsgärtner, Hilfselektriker vor 25 Jahren in den Betrieb seines Vaters ein. Er machte die Malerlehre und absolvierte einige Jahre später die Meisterprüfung. Für ihn war es bald ein Mal klar, dass er den Betrieb übernehmen würde. «Ich hatte schon immer den Wunsch nach einem eigenen Geschäft und so war es ein Glücksfall, dass ich den Betrieb 2007 von meinem Vater übernehmen konnte. Natürlich habe ich schon viel früher viele Aufgaben von Pesche übernommen.»
 «Mir ist es wichtig, dass wir im Geschäft den familiären Zusammenhalt weiterhin verwirklichen können. Ich erinnere mich an unseren Betriebsausflug 2013 nach Rust. Die gesamte Belegschaft blieb während zwei Tagen zusammen und wir hatten es einfach nur toll. Das hat die Gemeinsamschaft gefördert und noch heute reden wir über den lässigen Ausflug», erzählt Beat begeistert.
 «Am Abend haben wir die Leute allerdings alleine gelassen, denn die wollten auch mal ohne Chef beisammen sein», meint Fabienne schmunzelnd.
Für Fabienne war es früher gar keine Option gemeinsam, mit Beat im gleichen Geschäft zu arbeiten. Die üblichen Bedenken: «Können wir zusammen arbeiten? Halten wir es aus, geschäftlich und privat Seite an Seite zu stehen?» Es war ein andauernder Prozess für beide. Als Fabienne 2011 ihre Stelle beim Bund aufgab, war sie so weit, dass sie mit vollem Herzen in das Geschäft ihres Mannes einsteigen konnte.
«Unsere Arbeitsteilung ist klar und da haben wir auch keine Probleme damit. Beat ist der Chef. »Fabienne sagt, dass so freundschaftlich, dass ich es wirklich fast glaube. Sie hat bestimmt veredelnden Einfluss auf ihn und miteinander sind sie wirklich ein starkes Team. «Wenn man sich gegenseitig respektiert, dann geht das immer», meint Beat nachdrücklich. «Stimmt», pflichte ich ihm bei.
Seit Januar 2013 ist Fabienne nun die neue Chefin im Betrieb. Für Marianne Hutmacher, die Seniorchefin, begann 2011 der Ablösungsprozess. So arbeitete sie immer weniger und Fabienne ein bisschen mehr, bis Marianne Ende 2012 pensioniert und den wohlverdienten Ruhestand antreten konnte.
Beat gibt nicht gerne die Fäden aus der Hand und will wissen, was geschieht. Er ist der Kopf der Firma und Fabienne das Herz. So sind sie erfolgreich und sind mit ihren neun Angestellten, sechs Maler, eine Malerin, einem Lernendem und einer Lernenden wie in einer Familie, wie beide betonen. «So ist es uns ausserdem wichtig, dass wir jeweils am Morgen alle den Tag mit einer Kaffeerunde beginnen können. Danach fasst jeder seinen Auftrag und geht seiner Arbeit nach. Ich finde das eine schöne Tradition und ich weiss, es sind nicht einfach nur Angestellte und Mitarbeiter, es sind Menschen, die uns ans Herz gewachsen sind. So arbeitet beispielsweise Beat Gygli bereits mehr als 30 Jahren hier in der Firma. Es ist auch schön, dass sich die Angestellten unter einander vertragen, denn es gibt nichts Schlimmeres als Unstimmigkeiten und unzufriedene Mitarbeiter. Wenn sich jemand in einem solchen Gefüge nicht wohlfühlen kann und will, dann ist er bei uns wirklich nicht am richtigen Ort», meint Beat dezidiert.
Je länger ich mit den beiden in ihrem Büro sitze, desto mehr spüre ich, dass es ihnen wichtig ist, dass sich die Angestellten wohlfühlen, dass auch mal Probleme Platz haben können. «Man findet für alles eine Lösung», meint Beat optimistisch.
«Was hat sich in den letzten Jahren im Job als Maler verändert?» «Eigentlich nicht viel, die Materialien sind besser geworden, die Kundenbedürfnisse allerdings, die haben sich verändert. Aber das Handwerk des Malers ist nach wie vor das Gleiche geblieben.»
«Wieso soll ein Neukunde zu euch kommen?», möchte ich am Schluss unseres Gespräches noch wissen.
«Ich nehme mir Zeit für die Kunden. Will ihre Bedürfnisse wissen und auch umsetzen können. Der Kunde soll so viel Vertrauen haben, dass er in die Ferien gehen kann und wenn er zurückkommt, ist seine Wohnung saniert und die Möbel wieder an dem Ort wo sie hingehören. Dies ist eine Spezialität von uns. Wir haben qualifizierte Mitarbeiter, die Freude an ihrem Job haben und dies soll der Kunde auch spüren. Ich möchte stolz sein was wir machen und nicht einfach nur eine 0815 Büez abliefern müssen.»
Beat und Fabienne arbeiten gerne zusammen und geniessen es auch. Sie geniessen aber auch den traditionellen Freitagabend-Apéro zu Hause bei einem guten Glas Wein und bei guten Gesprächen.
Wieder ein Mal wird mir klar, wenn zwei sich mögen, sich respektieren und sich auch verstehen läuft es privat und im Geschäft gut und der Erfolg ist vorprogrammiert – eben 50 Jahre Malerei Hutmacher!

Herzlichen Dank Fabienne und Beat für das lebendige Gespräch und die Offenheit, die ihr mir entgegen gebracht habt. Auf weitere gute Jahre privat und auch im Geschäft!

Rosmarie Bernasconi