Interview mit Herrn Hans Rudolf «Rüedu» Roth

Herr Roth arbeitet seit dem 1. Oktober 2011 als Liftboy beim Senkeltram. Vom ersten Tag an erscheint er immer «tiré à quatre épingles» in der kompletten Liftboy-Montur.
Wie sind Sie Liftboy geworden?
Durch Herrn Thomas Streit, auch Kondukteur beim Senkeltram, habe ich diese Stelle gefunden. Wir waren von 1964 – 1968 zusammen an der Gewerbeschule. Wir sind immer in Kontakt geblieben. Er hat mir mit Freude von diesem Job erzählt, daraufhin habe ich mich beworben.
Was haben Sie vorher gemacht?
Ich habe als Produktionsleiter bei der Länggass Druck AG gearbeitet. Als gelernter Buchdrucker war schon bald klar, dass dieser Beruf fürs Museum war. Deshalb habe ich mich zum Offsetdrucker und später zum eidg. dipl. Druckfachmann ausbilden lassen. Man musste sich weiterbilden, weil sich gerade in dieser Branche so viel veränderte. Ich war auch Prüfungsexperte und habe die digitale Prüfungsabnahme eingeführt.
Wie gefällt Ihnen der neue Job bis jetzt?
Es ist genau das Richtige für mich. Ich wollte etwas ganz anderes als früher machen. Der Job beim Senkeltram erfüllt dies und ist ideal für mich. Der Kontakt mit den Leuten gefällt mir. Jeder Arbeitstag bietet etwas Spannendes und Interessantes. Ich habe bisher nur positive Begegnungen gehabt. Besonders die Mätteler sind sehr aufgeschlossen und freundlich. Man spürt, dass dieses Quartier eine ganz spezielle Gemeinschaft ist. Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich noch nicht alle Namen der Stammfahrgäste kenne.
Haben Sie schon etwas Besonderes erlebt?
Eines Abends stand ein Tourist aus Norwegen vor dem Lift und wollte runterfahren. Wir haben uns auf Englisch verständigt und ich dachte, dass ich mich verständlich ausgedrückt habe, was die Bezahlung des Fahrscheins angeht. Unten angekommen, wollte er mit Norwegischen Ören bezahlen. Ich habe nicht lange diskutiert und ein Auge zugedrückt. Es gibt noch eine weitere lustige Begebenheit mit einem Tourist. Diesmal war es ein Bayer aus München. Er stand an der Bergstation. Er wollte nicht fahren, sondern nur ein bisschen schwatzen. Wir haben im 10-Minutentakt abwechslungsweise über Bern und München gefachsimpelt. Er hat immer auf mich gewartet, bis ich wieder an der Bergstation angekommen bin.
Was haben Sie für Hobbys?
3 – 4 Mal in der Woche gehe ich biken. Im Jahr mache ich ca. 8000 km. 4 Grosskinder halten mich auf Trab. Ich bin für alles zu haben und geniesse die Zeit mit ihnen. Momentan vertiefe ich meine Kochkünste und lerne Waschen und Bügeln. Lesen, Reisen, Fotografieren, Pilzelen und Wappenscheiben bemalen gehören auch noch dazu. Ach ja, ich singe noch im gemischten Chor «Cantabella» Burgdorf.
Wie bringen Sie alle diese Aktivitäten unter einen Hut?
Es ist alles eine Frage der Organisation und der Einstellung. Das, was ich mache, mache ich in dem Moment intensiv und bin mit ganzen Herzen und dem Kopf dabei. An denjenigen Tagen, an denen ich Liftboy bin, bin ich voll und ganz Liftboy.

liftboys
"Rüedu" Rotz und Thomas Streit

Interview mit Herrn Streit

Das Plattformcafé hatte Herr Streit für unser Treffen vorgeschlagen. Mit dem Mattelift im Rücken, dem Münster zur Seite ist ihm sichtlich wohl.
Herr Streit, herzlichen Dank dass Sie sich Zeit nehmen. Thomas Zimmermann, der Betriebsleiter des Senkeltrams hat mir eine Story versprochen – wie seien auf fast schon mystische Weise zu Ihrem neuen Job gekommen?
Ja, genau, das muss ich erzählen! Ein Bekannter von mir, der Bigler Koni, geht regelmässig auf dem Gurten biken. An einem Februar-Tag war er wieder unterwegs mit einem Kollegen. Es war kalt, neblig… einfach grusig. Auf dem Weg kamen ihnen zwei Jogger entgegen und trotzten auch dem schlechten Wetter. Sie waren entsprechend gut verpackt und eingemummt, man konnte nur ihre Gestalten erkennen. Etwas später trafen sie die Beiden beim Signal wieder - sie bewiesen auch Ausdauer. Da kam einer der Beiden auf sie zu und quatschte sie an: «Sie sind bestimmt Rentner!?» - «Ja, etwas falsch daran?» – meine Kollegen fühlten sich auf den Fuss getreten. «Gar nicht, genau so einen suche ich, einen rüstigen Rentner. Interesse an einem Job?» Der Ärger war bereits verraucht und machte der Neugier Platz: sie schüttelten den Kopf und hakten eifrig nach, dass sie aber einen kennen, der eine Anstellung sucht! Da aber zum Sport-Tenue meist kein Stift und Papier gehören, hat mich Koni später angerufen und mich zum Lift geschickt, um Herrn Zimmermanns Nummer zu verlangen. Ich hab sofort telefoniert und durfte mich vorstellen. Schliesslich hab ich den Job bekommen mit den Worten: «Das ist so eine lustige Begebenheit, ich muss Sie einfach einstellen!» Was für ein super Glück! Es gibt mir viel, dass ich hier arbeiten kann.
Was haben Sie denn vorher gemacht?
Ich habe 22 Jahre in der Druckerei Copy Quick in Flamatt gearbeitet. Letztes Jahr schloss die Druckerei. Ich fiel in ein Loch - ich war als Produktionsleiter gewohnt, täglich zehn bis zwölf Stunden zu arbeiten und hatte danach meine Tagesstruktur total verloren. Auch meine Frau, eigentlich alle sind froh, dass ich nun beim Mattelift bin. Mein Bruder kam schon am ersten Tag vorbei und freite sich, dass sich der Kreis wieder schliesse. Denn mein Vater ist in der Matte aufgewachsen. Durch meine Tante blieb ein Bezug bestehen: wir besuchten jedes Jahr die Mattechilbi …
Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
Meine Hobbys sind noch im Aufbau, weil ich vorher immer so viel gearbeitet habe. Ich spiele gerne mit meinen Enkeln Flinn und Ann-Kathrin oder mit unserem Hüetibueb Flurin. Flurin ist ganz fanatisch auf das Senkeltram. Als er mich im Lift besuchen kann, dachte ich, er fahre einmal rauf und einmal runter, aber er wollte ganz genau wissen, wie die Kasse funktioniert und kontrollierte am Schluss sogar stolz Billets. Zuhause haben wir den Lift mit Lego-Duplo nachgebaut und weiter kassiert.
Eine Sache, die viele wohl brennend interessiert, ist Ihr Bezug zu Hockey-Spieler Marc Streit!
Ja, Marc ist mein Neffe. Ich wurde schon oft auf Ihn angesprochen im Lift. Vor allem wenn ich meine Islander-Jacke trage, die mir Marc geschenkt hat. Er ist wirklich ein flotter Typ. Obwohl er jetzt erfolgreich ist und viel Geld verdient, ist er immer auf dem Boden geblieben. Er hat ein sehr gutes Verhältnis zu Stefan, meinem Sohn. Er war einer, der immer wenn die anderen aufhörten, noch weiter geübt hat.

Interview mit Herrn Nobs

NobsMit einer Stange Panaché vor der Nase und der Sonne im Gesicht sitze ich vis à vis von Herrn Nobs hinter dem Rathaus. Braun gebrannt und gut gelaunt sieht er aus, der neue Kondukteur, welcher seit Januar diesen Jahres das Mattelift-Team verstärkt.

Guten Tag Herr Nobs, herzlichen Dank, dass sie sich so kurzfristig Zeit genommen haben! Denn ihr Ruf als vielbeschäftigter Mann eilt Ihnen voraus!? Wie ich hörte, ist Ihre Anstellung beim Senkeltram nicht Ihr einziger Job?
Ja, das stimmt. Ich bin momentan voll ausgelastet, mehr noch als vor meiner Pensionierung. Schon länger bin ich Barkeeper im SCB-Stadion. Die Bar befindet sich gleich vor dem Hauptrestaurant, links und rechts geht’s zum VIP-Bereich. Bei mir gibt es Bier, Würste vom Grill, Schümli-Pflümli usw. von 16.00 – 24.00 Uhr.
Zudem arbeite ich manchmal für den Sportvermarkter IMS Sport AG in Köniz. Dort bewirtschafte ich das Lager und bereite die Infrastruktur für Golfevents oder beispielsweise den Uhrencup vor. Im Juli 2011 habe ich für den Davis Cup gearbeitet.
Aber abgesehen von der Arbeit, habe ich noch einen 10 Jährigen Sohn, der oft bei mir ist. Er ist für mich das Allergrösste. Wir machen Sport zusammen, spielen Fussball, im Winter fahren wir Ski und gehen auf die Eisbahn..
Sie sind ein frisches Gesicht im Kondukteuren-Team, nicht bloss weil sie eine Neuer sind, sonder auch einer der Jüngsten. Wie kommt es dazu?
Ich arbeitete 30 Jahre lang für die Valora Kiosk AG als Revisor im Aussendienst. Das hat mir Spass gemacht, ich kam in der ganzen Schweiz herum. Manchmal ging ich mit dem Töff, so konnte ich gleichzeitig meinem Hobby nachgehen. Aber die Bedingungen wurden immer schwieriger. Vor einem Jahr wurde ich mit acht Kollegen – wir waren die ältesten, frühpensioniert.
Was haben Sie vor Ihrer Anstellung bei der Valora Kiosk AG gemacht?
Gelernt habe ich Bäcker-Konditor, konnte aber nicht auf meinem Beruf bleiben, weil ich eine Mehlstauballergie habe. Ich machte alles Mögliche, war auf dem Bau und habe Eisen verlegt, Schalungen gemacht… 10 Jahre war ich Kranführer.
Wie gefällt es Ihnen beim Senkeltram?
Sehr gut! Ich mag den Kontakt zu den Menschen. Da ich viele Mätteler kenne, freue ich mich, Leute von früher wiederzutreffen. Ich komme ja aus Zollikofen, bin dort aufgewachsen und immer geblieben.
Jeder Kondukteur hat seine eigene Knips-Zange. Ein Junge, der oft mitfährt, hat so freude an den Billeten und meinem Herz-Knipser. Für ihn hebe ich die entwerteten 20er Abos auf, damit wir dann viele Herzli reinknipsen können. Solche Begenungen stellen einen auf.
Herzlichen Dank fürs Gespräch, Herr Nobs.


Die Matte-Lift Crew und Rosmarie Bernasconi