Den meisten ist das Pelikanhaus am Langmauerweg bekannt, schliesslich posiert vorne wie seitlich am Haus mit der Nummer 12 ein freundlich dreinschauender Pelikan. Wer dort ein und aus geht, wissen wahrscheinlich die wenigsten. Einer, der seit zwei Jahren regelmässig im Pelikanhaus wirkt, ist Hanspeter Ott. Der 34-Jährige ist Dozent und Bildungsgangleiter im Bildungszentrum living sense, das im ersten Stock des «Pelikanbauches» eingemietet ist.

Hanspete Ott
«Wenn die Motivation zum Unterrichten fehlt, dann ist es Horror – für dich wie für die Kinder.»
Hanspeter Ott ist in Unteriberg, Kanton Schwyz aufgewachsen. «Die konservativste Gemeinde der Schweiz, nach Abstimmungsresultaten betrachtet», wie er schmunzelnd bemerkt. Nach der Schule besuchte er das Lehrerseminar und unterrichtete danach in Freienbach fünf Jahre lang Fünft- und Sechstklässler. Doch bereits in den ersten Jahren seiner Tätigkeit stand für ihn fest: «Das kann ich unmöglich bis zu meiner Pensionierung machen.» Er hatte in seinem Umfeld kaum ältere motivierte Primarlehrer gesehen, und das beunruhigte ihn: «Wenn die Motivation zum Unterrichten fehlt, dann ist es Horror – für dich wie für die Kinder.»
Berufsbegleitend erwarb er sich den Titel Erwachsenenbildner HF, und zwar in Bern, an der Höheren Fachschule für Erwachsenenbildung, Leitung und Führung SELF. In den drei Jahren Ausbildung, in denen Hanspeter Ott regelmässig in Bern war, hat die Stadt wahrscheinlich ihre Anziehungskraft wirken lassen. Denn nach einem Zwischenjahr mit Spanisch lernen, Reisen und Stellvertretungen geben zog er nach Bern und wohnt mittlerweile seit sechs Jahren im Mattenhofquartier. Die Aare, egal wo, ob Eichholz, Marzili oder Altenberg, haben es ihm angetan. Ebenso die gemütlichen Lokale wie die Turnhalle oben in der Stadt oder das Fischerstübli und die Cinématte unten in der Matte. «Das schönste Bild zeigt sich, wenn man mit dem Zug über die Brücke nach Bern einfährt und man die Stadt mit den Bergen dahinter sieht», schwärmt Hanspeter Ott.
In den ersten vier Jahren in Bern arbeitete er als Ausbildungsleiter bei der Höheren Fachschule SELF, danach wechselte er 2010 zum Bildungszentrum living sense, das den Hauptsitz in Bürglen (TG) sowie einen weiteren Standort in der Stadt Zürich hat. Da Hanspeter Ott so etwas wie ein Rolling Stone ist – ähnlich den Steinen in der Aare, die sich ständig weiterbewegen –, hat auch er sich in den vergangenen Jahren laufend weitergebildet. Themengebiete wie Konfliktmanagement, Gruppenprozesse, Kommunikation, Coaching und Supervision interessieren ihn. Mit Einzelpersonen oder Gruppen neue Perspektiven in herausfordernden Situationen gewinnen, dem will er sich unter anderem in Zukunft vermehrt widmen. Aus diesem Grund wird ab Anfang 2013 vor allem als selbstständiger Coach und Supervisor tätig sein.
Dem Bildungszentrum living sense bleibt er als Dozent für gewisse Kurse- beziehungsweise Kursmodule wie zum Beispiel Konfliktlösung erhalten. Das bedeutet, man wird dem Mann mit der markanten Brille nach wie vor im und ums Pelikanhaus, in den Quartierläden oder Beizen der Matte begegnen. Und wenn nicht in der Matte, dann im Sommer sicher irgendwo an oder in der Aare.

 


 

Das Pelikanhaus

Pelikanhaus

Das Haus wurde um etwa 1840/45 als Badeanstalt und Wirtschaft gebaut. Um etwa 1848/50 wurde ein für Juden rituelles Bad (Mikwe) für die israelitische Kultusgemeinde eingebaut. Das Haus wurde als Pelikan gebaut; warum dieser Name, ist nicht bekannt. Schon sehr bald gab es einen finanziellen Zusammenbruch und ging an neue Besitzer. Der Pelikan hing immer am Haus (Bronzeplastik), verschwand aber nach dem Auszug der Familie Henzi. Nach dem Einzug verschiedener Branchen, regte ein Mieter an, den Namen und den Pelikan zu reaktivieren.
(Quelle: Peter Hafen, Präsident Matteänglisch-Club Bern)