Der desolate Zustand des historisch wertvollen Wöschhüslis war mir schon anlässlich des Umbaus der Häuser vis-à-vis (Santorini und Nr. 36) im Jahre 1989 aufgefallen. Einige Zeit nach meinem Umzug in die Matte von 1995 habe ich vernommen, dass der Matteleist sich schon seit längerem mit einem Projekt befasste, das Wöschhüsli als Quartierlokal für die Matte-Vereine zu nutzen. Nach Kontaktnahme mit René Stirnemann, dem damaligen Präsidenten des Leists, erstellte ich eine Kostenschätzung für eine sanfte Renovation des Gebäudes innen und aussen. Das war im August 1996. Dies löste eine intensive Diskussion unter den interessierten Mättelern aus, welche schlussendlich in eine Orientierungsversammlung am 15. Januar 1997 mündete. An dieser Versammlung wurde ausgiebig diskutiert über die Pläne, die Finanzierung, die Art der Trägerschaft und das weitere Vorgehen. Um allfälligen unguten Gefühlen zuvorzukommen, die sich aus der Tatsache ergeben könnten, dass René Stirnemann zugleich Präsident des Leists und und Miteigentümer des Wöschhüslis war, wurde beschlossen, einen neutralen Verein, eben den Wöschhüsi-Verein Matte zu gründen.

In der folgenden Zeit wurde viel Arbeit geleistet, mussten doch Statuten, Betriebskonzept, Benutzungsreglement und vor allem ein Mietvertrag mit den Eigentümern auf die Beine gestellt werden. Ebenso wurde die Sponsorensuche intensiviert. Vom Erfolg zeugt die Ehrentafel aller Sponsoren im Wöschhüsli. Ohne ihre grosszügige Hilfe wäre unser Projekt nicht zustande gekommen. Die Sitzungsprotokolle von damals lassen noch heute erahnen, wie hitzig es zeitweilig zu und her ging. Ein grosses Problem war, dass wir keine Ahnung hatten, wie willkommen das Hüsli überhaupt als Vereinslokal war, ob wir es zur Finanzierung auch würden vermieten können, wie oft, und zu welchem Preis. Alles offene Fragen.

Am 5. August 1997 war es dann soweit, dass wir den Verein gründen konnten.

Der erste Präsident war Hannes Schläfli. Sofort begannen dann die Renovationsarbeiten. Nun mussten wir etwas für die Finanzierung tun. Vom 29.-31.August beteiligten wir uns mit 40 freiwilligen Helfern am Matte-Fest und erwirtschafteten 17 500 Franken. Im Dezember erhielten wir dann einen grossen Betrag aus dem «Tschäppät-Legat«. Dieses Legat wurde bei der Auflösung der Tanzdiele Matte geschaffen mit der Auflage, dass damit dereinst ein Projekt für die Matte-Vereine unterstützt würde. Diese Summen ermöglichten es uns dann, an die Inneneinrichtung zu gehen, zuerst mit der Zufuhr von Gas und Wasser, dem Einbau einer Toilette und einer Gasheizung.

Am 7. Juni 1998 konnte dann das Wöschhüsi in Betrieb genommen werden!

Allerdings war vieles noch recht primitiv, das Mobiliar bestand noch aus Gartentischen und Stühlen und Küche hatten wir natürlich noch keine. Der Verein hatte sich in der Zwischenzeit erfreulich entwickelt.

Am 3. Juli 1998 konnten wir das 100. Mitglied willkommen heissen, es war der kürzlich verstorbene Pesche Hutmacher. Im Verlauf der Jahre hat sich der Mitgliederbestand bei 120 bis 130 Mitgliedern eingependelt.
Am 28. Juli 1998 wurde an einer Vorstandssitzung beschlossen, monatlich einmal einen Mattehöck zu organisieren. Am 6. Oktober fand dann bereits der erste statt. Dieser Höck hat sich inzwischen zum «Matte-Träff« als unverzichtbarem Anlass entwickelt und wird nun schon seit Jahren von Rösli und Wali Bregenzer in liebevoller und aufopfernder Weise so gut betreut, dass das Hüsli vielfach zu klein ist, um dem Ansturm gerecht zu werden. Ende 1998 haben wir dann von Hannes Schläfli neue Stühle und von Nick Huber neue Tische bekommen, damit wurde es langsam wohnlich. Noch fehlte uns aber, um das Wöschhüsi attraktiver zu machen, eine Küche. Wir lebten zwar nach dem Grundsatz, immer erst zu investieren, wenn das nötige Geld vorhanden ist.

Wöschhüsi-LeuteIm Frühjahr 1999 hat uns dann unser Mitglied Willy Iseli angeboten, den Einbau einer Küche mit einem zinslosen Darlehen zu ermöglichen, was dankbar angenommen wurde. Kaum war die Küche eingebaut, kam das Hochwasser vom Mai 1999. Alle Wirtschaften waren geschlossen! In dieser Situation hat der Vorstand beschlossen, eine provisorische Beiz aufzumachen und zu diesem Zweck 2 grosse Zelte anzuschaffen. Mit 28 Freiwilligen haben wir dann während 2 ½ Monaten die Lücke gefüllt und dabei so viel verdient, dass wir das Darlehen wieder zurückzahlen konnten. Die Vermietung des Lokals lief gut an. Auch wurde in kulturellen Hinsicht weiter ausgebaut. Marlies Strüby hat zusammen mit den Matte-Plegere jeden 3. Donnerstag des Monats einen Musig-Abe eingerichtet, der mit seiner gemütlichen Ambiance ein voller Erfolg wurde. Leider hat dieser Abend durch den Tod von Housi Bätscher und Fridu Burri ein vorzeitiges Ende gefunden. Um eine weitere Lücke zu schliessen, wurde einige Jahre im Winter jeweils an Sonntagen von einem Mitglied ein Brunch angeboten, der guten Zuspruch fand. Vermietet wird das Wöschüsi im Durchschnitt pro Jahr etwa 8o mal. Unter den Veranstaltungen, welche zur Tradition wurde, finden sich der Frühlingsapéro des Matte-Leists, die vielen Anlässe des Matteänglisch-Club, der Samichlaus am 6. Dezember für die Kinder, das Adventsfenster der Matte-Vereine, das Fischessen der Altwasserfahrer des Aare-Club und natürlich der Grillabend für die Mitglieder unseres Vereins.

Und dann ..., ja dann kam das Hochwasser 2005!

Alles zerstört, sogar die schwere Eingangstüre weggerissen. Also aufräumen, putzen, putzen, putzen! Und nicht aufgeben. Da hatte Judith Marti die Idee des Waschhauses, eines Waschhauses wie Anno dazumal. Und die Firma Schulthess machte mit, sie stellte uns gratis 3 Waschmaschinen und 3 Tumbler ins Hüsli und los gings: Von früh bis spät, 7 Tage in der Woche wurde nun gewaschen und getrocknet und geplaudert. Natürlich wieder mit freiwilligen Helfern von unserer Seite. Nach dem Waschen kamen dann die Handwerker und nach 2 Monaten erstrahlte das Wöschhüsi wieder im alten Glanz Im Rückblick haben wir das gute Gefühl, dass sich das damalige Risiko und der Effort gelohnt haben. Dass sich doch die Wünsche, die wir für das Wöschhüsi hatten, erfüllt haben. Deshalb nehmen wir auch den grossen Aufwand weiter auf uns, um dieses Bijou der Matte zu erhalten, was übrigens auch ein Herzenswunsch meiner lieben Lisa war, es war fast so etwas wie ihr Kind.

Fritz Gilgen

 

 

 

 

VEREIN MATTE-WÖSCHHÜSI
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Homepage:
www.woeschhuesi.ch