Bettina und Markus

«Ich glaube nicht, dass es eine Heldentat war, Markus Stämpfli, dem langjährigen "Liftboy" Erste Hilfe zu leisten», sagt die schweizerisch-kanadische Doppelbürgerin Bettina Rotzetter.
Als Markus Stämpfli während seines Einsatzes im Lift in medizinische Not geriet, reagierte die in der Matte lebende Kanadierin vorbildlich. Sie holte Hilfe und rief den Notfall an. Markus, verantwortungsbewusst wie er ist, wollte seine Schicht bis zur Ablösung fertigmachen. Die energische Bettina liess dies aber nicht zu. Sie sagt noch einer anderen Frau aus der Matte Danke. «Sie heisst Sara mehr weiss ich nicht, aber auch sie war massgeblich an diesem Einsatz beteiligt.»
Leider leben wir heute in einer Welt, in der die Menschen einfach vorbei gehen, obwohl ein Mensch in Not ist und Hilfe braucht. Was mich oft bewegt, dass der eigene Alltag für viele Menschen wichtiger ist, als einem anderen Menschen zu helfen. Ich war auch bestürzt, als ich an jenem Morgen Markus so vorfand. Ich war aber auch bestürzt, dass einige Leute vor mir mit dem Lift fuhren und seine Not nicht erkannten. Ich denke, manchmal wollen sich die Menschen nicht einmischen, weil sie verunsichert sind. Auch ich hatte dieses Gefühl. Als ich Markus in diesem Zustand sah, übernahm ich ohne zu zögern das Kommando. Er wehrte sich, weil er sich selber einredete, dass es schon noch gehe, obwohl er kaum noch atmen konnte. Seine Gewissenhaftigkeit und den Willen seinen Job bis zum Schichtwechsel zu beenden, hat mich tief beeindruckt. Ich erinnerte mich daran, dass für diese Generation das Pflichtbewusstsein weit oben steht. Heute sind wir mit dem Wissen geprägt, dass wir morgen ersetzbar sind. Dies führt dazu, dass wir uns kaum noch mit unserer Tätigkeit und Pflichtgefühl gleichsetzen können.
Ich konnte es kaum fassen, welche Anteilnahme die Mattebewohner zeigten, dass ich eingesprungen bin. Ich habe die Schicht von Markus zu Ende geführt und gewartet, bis seine Ablösung kam.
Dieser Lift war für mich immer so ein rauf und runter, einfach gäbig wenn man mal zu bequem ist, die Treppe hochzusteigen, um in die City zu gehen. Ich mag es durch die Münstergasse rauf zu schlendern und in aller Gemütlichkeit meinen Kaffee beim Beck zu holen. Heute nehme ich den Mattelift jedes Mal mit sehr grosse Freude. Alle diese Herren haben mich so herzlich aufgenommen, nach dem ich Markus kurzen Beistand geleistet habe.
Früher hatte nur einer von den acht Herren mit mir kleine Gesprächli geführt, als ich mit dem Lift hochfuhr. Er wusste, dass ich Kanadierin bin und wir lieben beide Eishockey. Es ist eine nationale Sportreligion, für die meisten von uns Canadians. Nun freue ich mich auf jede Liftfahrt, die ich heute mache. Die Begrüssung, mit den Liftboys, die ihre Arbeit mit Freude und Begeisterung durchführen, ist jedes Mal herzlich. Manch einer erzählt mir von Wanderungen in den Bergen, wenn ich ihn früh morgens antreffe, wenn ich losgehe. Manch einer von ihnen erzählt von seiner Frau und ein anderer hat vielleicht mal eine Computerfrage. Es ist erstaunlich was in der kurzen Liftfahrt alles entstehen kann, wenn man einen Moment im eigenen Leben halt macht. Einen Moment Zeit nimmt, sich umschaut und sein eigenen Alltag hinten anstehen lässt, um einem Mann in Atemnot Beistand zu leisten!
Ich möchte mich dabei nie selbst erwischen, dass ich weg schaue und vorbei gehe ohne zu helfen, weil ich mir selbst auch sehr wünschen würde, sollte ich selber mal in eine Notsituation geraten, dass mir vielleicht ein Fremder zu Hilfe kommt. Ich glaube zu tiefst an „return of Good Karma“. Dies ist bestimmt kein schlechter Gedanke, wenn man mit dem Lift die City hochfährt…
Danke Bettina für deine Zeilen, die mich sehr berühren.