Matti Kohli


Jä, warum bin ich jetzt
 im reiferen Alter ums Gottswillen noch Senkeltram–Kondukteur in der Firma AMP gewor
den. Zufall? Schicksal? Ich weiss es nicht genau. Meine immer zu einem Scherz aufgelegten Freunde meinen, es läge an den vielen Aufstiegsmöglichkeiten. Ich lache mit und frage mich, ob’s am Zustupf zu meiner übersehbaren
 Rente liegt. Als stets Teilzeit-Arbeitender bin ich über die Jahre ja nicht gerade zum Millionär geworden, und auch als Spandrummer blieb mir das versagt. Obwohl ich den „Louenesee“ gefühlt hundertausend Mal in allen grossen, mittleren und kleinen Ortschaften der ganzen Schweiz mitgespielt habe, kann ich mich heute nicht gemütlich zurücklehnen und von den Tantiemen leben.


Zur Anstellung als Senkeltram-Kondukteur bin ich ja absolut oder eben nicht zufälligerweise gekommen. Mein Schwager hat mir von dieser Arbeit erzählt. Flugs habe ich mich beim AMP-Personalchef gemeldet, und ehe ich mich versah, war ich im hehren Kreis der Herren der Lifte aufgenommen. Meine stets zu einem Scherz aufgelegten Freunde meinten, jetzt geht’s ans Stationen auswendig Lernen, was für mich das kleinste Problem darstellte. Sie fragten mich nach meinem ersten Arbeitstag: «Und fägt‘s, ds Liftele?» Genau so stellt man sich das vor: Chly ufe und abefahre, chly umehöckle und plöiderle, cool! Aber oha lätz, nach meinem ersten Einsatz hatte ich nicht nur müde Beine! Ich war auch voller Eindrücke und musste diese am Abend ganz schön tischelen.


Auf alle Fälle ziehe ich schon heute den Hut vor den beiden Kollegen, welche bereits neun und sogar zehn
Jahre den Lift und seine Kundschaft „betreuen“. Ich arbeite ja erst seit drei Monaten hier, bin also noch ein Frischling, von den Jahreszeiten her gesehen ausschliesslich ein Schönwetterkontrolleur. Aber die kalten, und auch dunklen Arbeitszeiten kommen erst, und ich kann mir vorstellen, dass es da noch ein Spürchen härter wird.


Aber sei’s drum: Mir gefällt der Job. Man ist für kurze Zeit mit allergattig Menschen auf engstem Raum zusammen, da hört und sieht man allerlei. Und am Abend weiss ich genau, was ich tagsüber getan habe. Überdies hat das Ganze irgendwie einen nostalgischen Touch, da bin ich mit zunehmendem Alter sowieso anfällig. Mein Fazit nach der Probezeit: Diese Tätigkeit hat etwas Faszinierendes an sich. Für mich hat sie irgendetwas mit Blues zu tun, der Musik, welche ich so liebe.
 Matti Kohli