Nadine Jurt in SpiegelraumFoto Nicole Stadelmann

Physio hat mit Bewegung zu tun, geht mir durch den Kopf, als ich zu Nadine Jurt in den zweiten Stock hochklettere. Nadine ist diplomierte Physiotherapeutin, zertifizierte Hypnosetherapeutin und zertif. Pilatesintruktorin und arbeitet im alten Mühlengebäude, am Mühlenplatz 15. Noch etwas ausser Atem trete ich in den hellen, grossen Raum.
Nicole, die Fotografin, ist bereits anwesend und tänzelt durch den Raum, um Nadine ins richtige Licht zu setzen. Ich schaue den beiden beim Shooting zu. Wie die Waldfee hüpft Nicole von einer Foto
leuchte zur anderen, richtet den Reflektor und zurück. Sie überlässt nichts dem Zufall, räumt Gegenstände weg, begrüsst höflich auch Nestor, das Skelett, das im Hintergrund steht. Nadine setzt sich abwartend mitten im Raum auf eine Matte. Dann schwebt Nicole um sie herum, bis sie mit den Aufnahmen zufrieden ist. Die Fotografin verabschiedet sich und eilt zum nächsten Fototermin ins Theater Matte. Nadine Jurt ist 1979 geboren und in Klosters aufgewachsen. Sie ist ein «Bündner Mädchen», wie sie sich selbst beschreibt. «Auch wenn ich mich in Bern sehr wohl fühle, zieht es mich immer wieder ins Bündnerland. Ich liebe die Berge und wandere sehr gerne. Nicht, dass ich nicht ins Berner Oberland zum Wandern gehen würde», lacht sie, «aber das Bündnerland ist eben meine Heimat.» Nadine ist sehr sportlich und beweglich, ich sehe ihr die Freude am draussen sein an. «Früher bin ich mehr geklettert, was im Moment zu kurz kommt, aber eben Wandern und Wintersport, das liegt mir schon», betont sie.
Nadine lebt in einer Beziehung mit einem Physiotherapeuten. Mit ihm teilt sie einen Raum an der Junkerngasse. Dort ergänzt sie ihr Angebot mit Hypnosetherapie. «Ich will das getrennt haben, denn Physiotherapie ist das eine und Hypnose das andere.»

«Seit wann bist du hier in der Matte?»

«2010 bin ich mit Miranda in diese Räumlichkeiten am Mühlenplatz 15 gezogen. «Als Miranda ihr zweites Kind bekam, wurde es zeitlich für sie zunehmend schwieriger», sagt sie etwas wehmütig. «Und so entschlossen wir uns Ende
2020 beruflich zu trennen. «Natürlich machte dann Corona das Ganze noch etwas komplizierter», schaut sie zurück. «Pilates duften wir nicht mehr unterrichten und Online kommt das auch ganz anders an.
Doch das ist Gottseidank vorbei und ich kann wieder Pilates Stunden geben, was mir grossen Spass macht. Physiotherapie, dies war ja immer möglich.» «Und jetzt bist du allein in der Praxis?» «Ja und das ist gut so. Klar, gibt es mehr Kleinkram, den ich allein erledigen muss, doch auch an das gewöhnt man sich.» «Wie geht’s dir jetzt, seit du wieder voll arbeiten kannst?» «Es ist schon seltsam, jetzt kommt so etwas wie eine Müdigkeit auf», gibt sie zu. «Die letzte Zeit hat schon ziemlich viel Substanz gekostet und jetzt freue ich mich auf einen einigermassen normalen Arbeitsalltag.»
«Was würdest du machen, wenn du jetzt einen Monat Ferien machen könntest?»
«Ans Meer, mindestes 14 Tage allein», kommt es wie aus der Pistole geschossen. «Und die beiden andern Wochen …», sinniert sie. «Weiss ich grad noch nicht.» Ihr Blick schweift in die Ferne. Nadine mag Menschen und braucht jedoch genug Zeit für sich, um sich zu erholen und zu regenerieren. «Du gibst Pilates - wieso nicht Yoga?» «Yoga mache ich für mich persönlich, doch Pilates passt eher zu mir und das gebe ich gerne weiter. Ich liebe meine Arbeit, was ich mache, mache ich gerne.»
«Merkst du etwas, seit das Dinamo, die Physiotherapiepraxis in der Wasserwerkgasse, aus dem Quartier weggezogen ist?» «Ja das merke ich schon, es kommen auch mehr Leute aus der Matte zu mir. Was ich natürlich sehr schätze.» «Nadine, ich gestehe, dass ich bis jetzt nicht wirklich wahrgenommen habe, dass es das MatteMove schon so lange gibt. Dabei bist du bereits seit 2010 hier unten in der Matte.» Nadine lächelt. «Zu mir kommt man oft erst dann, wenn etwas im Bewegungsapparat nicht mehr funktioniert.» «Ja das stimmt, das geht mir auch so», dabei denke ich an meine Rückenschmerzen.
«Was gefällt dir in der Matte?»
«Ich mag natürlich die Aare, ich mag aber auch die spezielle Energie, die hier unten herrscht. Aber auch die Aussicht auf die Stadt.» Wenn man aus dem Fenster schaut, hat man auf der einen Seite einen wunderbaren Ausblick auf den Tych und die Aare und auf der anderen Seite schweift der Blick hoch in die Altstadt. «Was wünscht du dir für die Matte?»
«Ich wünsche mir, dass die Matte lebt, ich wünsche mir aber auch, wenn ein Tagesbus durch die Matte fahren würde. Es braucht nicht alle viertel Stunde zu sein, jede Stunde würde reichen, denn dann wären sicher mehr Menschen in der Matte. Ich glaube, dass vermehrt Klienten von auswärts in die Matte kommen würden. Besonders, da viele, die in die Physio kommen, nicht so mobil sind. Und ganz ehrlich der Matteschnägg, ist nicht das Gelbe vom Ei», sagt sie bestimmt. Draussen wartet bereits die nächste Kundin - unsere Zeit ist schon wieder um. Herzlichen Dank Nadine, dass du dir die Zeit für dieses Gespräch genommen hast.

Text: Rosmarie Bernasconi
Bild: Nicole Stadelmann

www.mattemove.ch