Ein Gespräch im Pfarrhaus

Sabine Müller Jahn und Daniel Hubacher vor der Nydeggkirche (Foto Nicole Stadelmann)

In der Kirchgemeinde Nydegg wirken neue Pfarrpersonen: Daniel Hubacher und Sabine Müller Jahn. Wer sind sie und wie stehen sie zur Matte?

Vielfältige Erfahrungshintergründe

Sabine ist in Langnau im Emmental in einer Mechaniker-Familie aufgewachsen. Nach dem Studium war sie viele Jahre Pfarrerin in Langenthal. Nun lebt sie mit ihrem Mann im Pfarrhaus an der Schosshaldenstrasse und freut sich, dass sie im grossen Garten ihre Leidenschaft für das «Blüemele» auch in der Stadt weiter pflegen kann. Nydegg-Pfarrerin zu sein erlebt sie als Neuland, sie fasst nun Fuss und schlägt neue Wurzeln. Daniel ist in einer Pfarr-Familie aufgewachsen, zunächst in Muri, später in der Herrengasse mit Blick auf unser Quartier. Von damals ist ihm die Matte vor allem von schweisstreibenden «Treppenläufen» im Sportunterricht in Erinnerung. Nach dem Studium arbeitete er als Pfarrer im Luzerner Hinterland und anschliessend lange in der Gemeinde Wohlen. Dort wohnt er nach wie vor mit seiner Frau, das Paar hat zwei erwachsene Kinder. Daniel konnte in der Nydegg auf viel Bekanntem aufbauen, er hat unter den Gemeindemitglieder gar ehemalige Schulkollegen wieder gefunden.

Mattebilder

Beide halten fest, dass ein Pfarramt in der Stadt anders ist – aber ist die Matte nicht ein Dorf? So die NydeggPfarrerin über das Mai-Apéro des Matte-Leists: «Ich habe es als dörflich erlebt, man ist duzis, tauscht sich aus, ich habe mich sofort wohl gefühlt.» Beiden gefällt an der Matte, was Menschen aus Nah und Fern begeistert und auf Postkarten zu sehen ist. Hochwassergefahr, Geschichte des Quartiers, die Traditionen, Erinnerungen an Feste in Matte-Lokalen und vieles mehr kommt ihnen auf die Frage nach ihrem Bild der Matte in den Sinn. «Mir scheint auch, dass die Bewohnenden das Quartier als Teil ihrer Identität haben. Als ich von Wohlen wegging, haben mir einige Gemeindemitglieder gesagt ‘aha, Du gehst in die Nydegg, ich bin eben auch ein Mätteler’», erklärt Daniel.

Zugang ermöglichen und Angebote nutzbar machen

Wenn das Quartier Identität ist, wenn es ein Wir-Gefühl gibt, dann stellen sich sofort Fragen: «Wann ist es soweit, dass die Leute das Gefühl haben, das ist unsere Pfarrerin?» formuliert es Sabine und Daniel fügt an: «Was braucht es, damit man dazu gehört?»
Die Nydegg hat für alle Altersklassen viel zu bieten und versteht sich als offene Kirchgemeinde. Der Pfarrer: «Es ist ja klar, dass nicht alle im Quartier zur Kirchgemeinde gehören – aber bei uns sind alle willkommen, wir lassen uns auf Menschen ein und freuen uns über Kontakte.». Und in den Worten der Pfarrerin: «Wir bieten Wärme und Herz. Wir nehmen Anteil und sind ohne Erwartungshaltung da.» Damit das geht, braucht es aber Möglichkeiten: «Wir sitzen nicht oben im Nydegghof und denken, wo sind die Matte-Leute? Wir kommen gerne runter und freuen uns, wenn wir einbezogen werden – aber wir müssen halt auch wissen, was ist», stellt Daniel fest. Sabine ergänzt: «Die Mätteler und Mättelerinnen müssen unser Schuhlöffel sein, damit wir ins Quartier reinschlüpfen können.»

Gwundrig sein

Was möchten die beiden gerne über die Matte wissen? «Ich möchte die Wassergeschichten besser kennen, die gefährlichen und weniger gefährlichen. So wie letzten Sommer… oder die grossen Hochwasser. Was macht das mit dem Quartier?», meint Daniel. Sabine könnte sich für eine Führung im Kraftwerk des EWB begeistern «und ich möchte die Wohnungen der Matte kennen lernen.» Beide finden die vielen Geschäfte und versteckten Ecken der Matte entdeckenswert. Und sie fragen sich: «Warum zieht man in die Matte? Was macht es aus, dass man gerne dahin will und bleibt?» Dieser Frage nachzugehen bedeutet natürlich nichts weniger, als dem Matte-Geist auf die Spur zu kommen. Und das wiederum ist am besten in der direkten Begegnung mit Menschen aus dem Quartier möglich. Wer ist gwundrig auf die beiden Nydegg Pfarrpersonen?

Marianne Schär Moser im Gespräch mit Pfarrerin Sabine Müller Jahn und Pfarrer Daniel Hubacher, Kirchgemeinde Nydegg. Bild:Nicole Stadelmann