Aufmerksame Matte-Gucker Leserinnen und Leser sind längst im Bild, dass im Berchtoldhaus neue Mieter eingezogen sind. In der Nummer 5 berichtet die Redaktorin über einen Besuch bei Markus Maria Enggist vom Theater Matte. Und in der gleichen Ausgabe beschreibt eine Mitarbeitende der Nydeggkirchgemeinde ihre Eindrücke vom neuen Standort 575 m.ü.M. im Schosshaldequartier, schaut aber auch etwas wehmütig an ihre Zeit im Berchtoldhaus zurück. Doch auch die neuen Mieter im Erdgeschoss konnten in den letzten Monaten schon mit einigen Mattebewohnern Bekanntschaft schliessen. Sie haben sich am neuen Standort gut eingelebt und begreifen mittlerweile auch schon etwas besser, was das Besondere am Leben und Arbeiten in der Matte ausmacht.

Besuchen, betreuen, begleiten

Was macht der Besuchsdienst Bern? Am besten beantwortet man diese Frage mit konkreten Beispielen aus dem Alltag:
Herr W. leidet an Multiple Sklerose. Er lebt zu Hause und wird von Angehörigen und von Spitex betreut. Er sitzt im Rollstuhl und braucht Unterstützung. Einmal im Monat begleitet eine Mitarbeiterin des Besuchsdiensts Bern Herrn W. am Samstag Nachmittag ins Konzert, während seine Frau eigenen Tätigkeiten nachgehen kann. Zum Programm gehört auch der Abstecher in die Cafeteria vor dem Konzert. Die Mitarbeiterin hilft Herrn W. beim Trinken. Anschliessend geniessen sie gemeinsam die Musik.
Frau G. wohnt mit ihrem Ehemann in einer grossen Wohnung in der Stadt Bern. Der Ehemann ist auf den Rollstuhl angewiesen und wird von Spitex betreut. Frau G. ist stark sehbehindert und draussen und beim Einkaufen beeinträchtigt. Eine Mitarbeiterin des Besuchsdiensts Bern begleitet Frau G. jeden Samstag Vormittag in die Stadt und geht mit ihr in verschiedene Geschäfte und auf dem Markt einkaufen. Sie treffen sich in einem Tea Room. Wenn die Einkäufe fertig sind, holt ein Taxi die Kundin ab und bringt sie samt Einkaufstaschen nach Hause zurück.

besucherdienst

Ausbildung, Vermittlung von Arbeitseinsätzen

Mit diesen Beispielen ist aber noch nicht die ganze Geschichte erzählt. Die Besucherinnen und Besucher sind nämlich Menschen, die wegen psychischen Beeinträchtigungen eine IV-Rente beziehen. Sie werden vom Besuchsdienst Bern nach einem mehrstufigen Aufnahmeverfahren in einer dreimonatigen Ausbildung auf die Betreuung von betagten und behinderten Menschen vorbereitet. Anschliessend vermittelt der Besuchsdienst Bern bezahlte Arbeitseinsätze wie oben beschrieben. Wenn im Herbst also in der Matte Leute zu beobachten sind, die auf der Gasse mit Rollstühlen und Gehhilfen umgehen lernen oder sich darauf vorbereiten, Sehbehinderte sicher durch das Getriebe der Stadt zu führen, dann sind das die Teilnehmenden der jährlich einmal stattfindenden Ausbildung.
Der Besuchsdienst Bern ermöglicht also Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen einen sachten Wiedereintritt in die Arbeitswelt und erleichtert auf diese Weise die gesellschaftliche Integration. Gleichzeitig ist diese Dienstleistung ein Beitrag zur Förderung der Selbstständigkeit betagter und behinderter Menschen sowie zur Entlastung von Angehörigen.

Auch in der Matte

Die Besucherinnen und Besucher sind fast im ganzen Kanton Bern unterwegs. Sie besuchen Menschen in Alters- und Pflegeheimen oder zu Hause. Das würden sie natürlich auch gerne in der Matte tun. Die Fachmitarbeitenden des Besuchsdiensts Bern klären jede Anfrage zuerst genau ab und führen dann die geeignete Person in die Tätigkeit ein. Die mittlerweile 25 Besuchenden treffen sich im Berchtoldhaus regelmässig zu Arbeitsbesprechungen und Weiterbildungen.
Gerne berichten wir noch mehr über unsere Tätigkeit. Wir sind über Telefon 031 318 18 55 zu erreichen. Weitere Informationen findet man auch auf www.besuchsdienst-bern.ch.