Auch die allerschönste Wohnlage hat zuweilen ihre Tücken… Nachdem der Bau des Bärenparks die Gläser in unseren Schränken erzittern liess, waren uns einige Monate Pause vergönnt – nur ab und zu gestört durch den Ansturm auf Urs und Berna, der Menschenmengen von ungeahnter Grösse mit entsprechendem Geräuschpegel mit sich brachte. Doch seit Mai ist es aus mit der Ruhe: die Baustelle hat uns voll im Griff. Als Nachbarn und Nachbarinnen sind wir hautnah mit dabei. Pünktlich um 7 Uhr beginnen die Arbeiten. Je nach Phase mehr oder weniger laut– und für unsere beiden Buben Michael (5) und Daniel (3) mehr oder weniger spannend zum Zuschauen. Ungeschlagen bezüglich Lärm und Action war das Absägen der alten Balkone. Etwas weniger abenteuerlich, aber oft nicht weniger laut das Aufbauen des Gerüsts, das Zersägen von Bachsteinen, das Fallen von Holz und Schutt – und was es sonst noch so alles zu tun gibt.

Jeden Tag stellen sich uns neue Fragen: Können wir heute problemlos zur Haustüre raus oder steht dort ein Lastwagen? (Zu oft!) Ist der Zugang zum Velokeller offen oder müssen wir das Velo durch die Baugitter zwängen? (Immer noch einfacher, als mit dem Auto aus den gefangenen Parkplätzen zu fahren!) Merken wir es früh genug, wenn das WC-Häuschen ausgepumpt wird und können vorsorglich die Fenster schliessen? (Nicht immer - leider!) Kann ein so grosser Lastwagen wirklich in unseren Innenhof gelangen, ohne irgendwo anzufahren? (Er kann!) Ist der Durchgang zur Gerbergasse passierbar oder wieder einmal nicht? (Unser mehrmals vergeblich geäusserter Wunsch: ein kleiner ständig sicherer Durchgangstunnel mit Schalungsladen!)
So oft als möglich fliehen wir und verbringen unsere Zeit fern von Bauschutt, Farbkesseln, Zement, Holzbalken und Ziegeln.

Dachsanierung Gerberngasse

Welch schöne Ruhe, wenn wir nach 17 Uhr zurückkommen!

Mit der Zeit öffnen sich die Fenster in den vier bewohnten Baustellen-Wohnungen. Mit etwas Glück können wir uns daran freuen, wie an den Fenstern Köpfe erscheinen und die Tapferen mit Besen oder Staubsauger Fensterbrett oder gar Baugerüst vom Staub befreien – bis zum nächsten Tag mit neuem Staub. Im Wissen, wie viel mehr Unannehmlichkeiten die Bewohnerinnen und Bewohner zu tragen haben, beschämt mich mein Jammern… und so freue ich mich mit dem «harten Kern» der Gerberngasse-Leute auf das Wochenende, wo die Baustelle ruht und allen ein wenig Entspannung gegönnt ist.
Oder, wie Michael, letzthin sagte, als ich wieder einmal entnervt die Fenster mit einem hässigen: «So, Rueh itz da usse!» schloss: «Wenn die Baumänner und die Baufrau doch nur zaubern könnten – in einem Tag wäre alles fertig gebaut!» Schön wär’s!

Marianne Schär Moser